Wir tauchen ein in die Atmosphäre der Bundesrepublik des Jahres 1972 und verfolgen aus der Subjektive von Gudrun Ensslin, was es bedeutet, wenn sich ein junger Mensch dazu entscheidet, die faschistische Kontinuität der Bundesrepublik nicht hinzunehmen.
Mit ihrer Sprache lässt die Autorin in einer trommelnden, singenden, rhythmischen Komposition aus historischem Dokumentenmaterial und Schlüsselzitaten der linken Theorie die Figur der Gudrun Ensslin vor unserem inneren Auge lebendig werden: von den bunten, gewaltfreien Protesten in der Apo über die Baader-Befreiung (Gründung der RAF) und die 5 ½ Jahre ihrer Inhaftierung bis zu ihrem Tod im Stammheimer Gefängnis am 18. Oktober 1977.
»Ein politischer Roman, wie es seit Peter Weiss‘ »Ästhetik des Widerstands« keinen mehr in der deutschen Literatur gegeben hat. Stephanie Bart erzählt das Leben von Gudrun Ensslin, vielstimmig und doch subjektiv aus der Perspektive einer Frau, die an ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit verzweifelt, den radikalsten Ausweg sucht und von der Justiz mit Mitteln sanktioniert wird, die sie weiter in ihrem Kampf gegen den Staat bestärken. Ohnmächtig, aber sprachmächtig – eine unvergessliche Romanfigur.«
Andreas Platthaus
Die Jury 2023
Der Preis findet 2023 mit neuer Jurybesetzung statt: Andreas Platthaus (verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), Marie Schoeß (Autorin und Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk) und Cornelius Pollmer (Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung) diskutieren am 7. November live in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz über das beste Sachbuch und den besten Roman des Jahres.